Im Sommer sah ich eher zufällig die Produktion Alice im Wunderland von teatro. Intendant Norberto Bertassi hat vor 20 Jahren die Laientheatergruppe gegründet, die Theater von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche macht. Das tut sie allerdings in so hoher Perfektion, dass ich die Bezeichnung Laiengruppe für nicht gerechtfertigt halte.
Ich wollte unbedingt wieder eine teatro-Produktion sehen und bin nach Wien-Mödling gefahren, wo teatro in der Stadtgalerie ihre Auftritte absolviert. Wieder war ich uneingeschränkt begeistert. In Bertassis Produktionen steckt so viel Herzblut und Leidenschaft, die in vielen Kleinigkeiten sichtbar werden und den Besuch zu einem wundervollen Erlebnis machen.
Die Weihnachtsgeschichte
Erzählt wurde – und das bereits im vierten Mal in Folge an Weihnachten – die Weihnachtsgeschichte, wie Charles Dickens sie geschrieben hat.
Ebenezer Scrooge ist ein grantiger und habgieriger Mann, der kein Mitgefühl mit seinen Mitmenschen hat: weder gegenüber seiner braven Haushälterin Mrs. Cratchit noch seiner Nichte, die trotz aller Zurückweisung seinerseits an das Gute in ihm glaubt. Er hasst Weihnachten und lässt auch das die Menschen um ihn herum spüren.
Eines Abends suchen ihn drei Geister heim: der Geist der vergangenen Weihnacht, der Geist der gegenwärtigen Weihnacht und der Geist der zukünftigen Weihnacht. Sie nehmen ihn mit auf eine Reise in sein Ich.
Der Geist der vergangenen Weihnacht erinnert ihn in mehreren Sequenzen an seine Kindheit: wie er – von Natur aus fröhlich und freigiebig – von seinem Vater eingebläut bekam, dass man nur etwas Wert ist, wenn man Geld verdient. Wie er seine Weihnachten im kalten, einsamen Internat verbringen musste. Er erinnert sich an seine zu früh verstorbene Schwester Fanny, die ihn aus dem Internat mach Hause holte und an seine große Liebe Belle, die er seinerzeit aufgab, um eine Firma zu gründen. Und an die unrühmliche Episode, als er seinen sterbenden Freund Marley in dessen letzten Stunden alleine ließ der Arbeit wegen.
Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht zeigt ihm Dinge, die Scrooge aufgrund seiner verschlossenen und misanthropischen Art nicht wahrnimmt: dass seine Haushälterin die Tochter seiner großen Liebe Belle ist.
Der Geist der zukünftigen Weihnacht weiht ihn ein in die Geschehnisse, die eintreten würden, würde Scrooge sich nicht ändert. Timmy, Tochter von Haushälterin Mrs. Cratchit und damit Enkelin von Belle, ist schwer krank und stirbt, weil die Familie die Medikamente nicht bezahlen kann. Anschließend findet er sich auf seiner eigenen Beerdigung wieder und muss zusehen und hören, wie keiner der Trauergäste um ihn weint – im Gegenteil.
Durch die Geschichte hindurch fängt Scrooge an, zu verstehen, dass er selbst Verantwortung für sein Leben und auch für seine Mitmenschen hat. Langsam, sehr langsam begreift er, dass ihm hier noch einmal die Möglichkeit gegeben wird, sich zu ändern. Schlussendlich nimmt er diese wahr: Er nimmt die Einladung der Nichte zum Weihnachtsfest an und schenkt der Haushälterin eine Menge Geld, damit diese ein schönes Weihnachtsfest verbringen und die Medikamente für Timmy bezahlen zu kann. Er hat sich geöffnet, er erlaubt sich selbst, Freude zu empfinden und tut das auch. Zunächst verwundert, dann immer neugieriger, stimmt er in den Reigen der Fröhlichen Weihnacht mit ein.
teatro
In familiärem Rahmen der Stadtgalerie spielen in der Produktion einige wenige Profis, außerdem sehr talentierte Laiendarsteller und Kinder und Jugendliche, die bei teatro Musicalworkshops oder die Musicalakademie besuchen. Ein kleines Profiorchester begleitet die Sängerinnen und Sänger. Maske (Renate Harter) und Kostüme (Irene Lang) werden professionell in Angriff genommen, auch Licht und Ton ist in den allerbesten Händen.
Das, was teatro darüber hinaus besonders macht, ist die Intention, Kinder an das Theater, insbesondere Musicaltheater, heranzuführen. Deshalb gibt es bei teatro-Produktionen Sitzkissenplätze direkt vor der Bühne. Die Kinder sind hautnah dabei, auch, weil die Schauspieler immer wieder den Kontakt mit dem Publikum suchen. Auftritte und Abgänge finden durch die Gänge im Zuschauerraum statt und holt die Kinder (und auch die Erwachsenen – ich nehm mich da nicht aus) mitten ins Geschehen.
Mehrere weitere Faktoren machen „Die Weihnachtsgeschichte“ zu einem unwiderstehlichen Stück :
Das Buch
Die Musik
Die Umsetzung
Die Darsteller
Das Buch
Norbert Holoubek schreibt traditionell die Bücher für teatro Produktionen. Und diese sind Grundlage für den Zauber, der den Zuschauer in teatro-Stücken umfängt.
Zunächst einmal ist die Weihnachtsgeschichte in vergleichsweise einfacher Dialektik aufgebaut: fröhlich, freudig, liebevoll auf der einen Seite steht griesgrämig, verhärmt und grantig gegenüber. Dieser Gegensatz wird immer wieder betont: Zum Beispiel spricht Belle diese Empfindung ihren Kindern gegenüber aus: erfrischend lebensnah bezeichnet sie ihre Kinder als frech, lieb und laut und spricht alle Eigenschaften an, die Scrooge so verhasst sind.
Durch das Erscheinen der Geister ist das Stück in sich dreigeteilt.
Jeder Teil ist gleich aufgebaut: alle feiern und freuen sich – außer Scrooge. Dem Mensch, der sich so ekelhaft verhält, wird alsbald gezeigt, dass er selbst verantwortlich ist für sich selbst und die anderen. Darauf folgt die Aufforderung, sich zu ändern. Es werden ihm Möglichkeiten aufgezeigt und immer wieder betont, wie viel Glück es einem selbst bringen kann, wenn man selbst das Glück für andere ist.
Man könnte meinen, dass das auf die Dauer ermüdend wird, aber Holoubek flicht geschickt so viele kleine Details ein, die das Spiel zwischen gut und böse ständig in neuem Licht scheinen lassen.
Holoubek zeigt umfassend – und das halte ich mit am Wichtigsten, dass das Stück funktioniert – wie Ebenezer Scrooge zu dem wurde, was er ist. Der Zuschauer wird Zeuge, wie langsam die Freude und das lebensfrohe Wesen des Kindes abnimmt. Wie er aus Gehorsam gegen seine eigene Natur kämpft und sich schon in jungen Jahren falsch fühlt. Er muss Angst und Einsamkeit bekämpfen. Seine Schwester, die ihn dann aus dem Internat nach Hause holt, stirbt früh, ebenso sein Freund Marley. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist auch in Scrooge etwas „gestorben“.
Aber auch die Wandlung zurück ist breit ausgearbeitet. Die Geister zwingen Scrooge, sich mit seinem kindlichen Ich auseinanderzusetzen. Und wie auch heute in der Psychologie und im mentalen Training betont wird, muss Scrooge seinem Kind-Ich erst mal bildlich die Hand reichen, sich also mit seiner Vergangenheit versöhnen, um sich von deren unbewusster Macht zu befreien.
Zum Ende dann fasst der geläuterte Scrooge den Sinn des Lebens, wie die Geister es ihm gezeigt haben, nochmal für alle zusammen:
Aus der Vergangenheit will ich lernen,
In der Gegenwart will ich leben
Die Zukunft will ich neu gestalteten!
Texte
Ich bin ein sehr Geschichten- und textverhafteter Zuseher, und die Texte in der „Weihnachtsgeschichte“ lassen mich staunen. Zum einen sind sie kurz und prägnant, davon profitieren extrem die Kinder. Zum anderen aber haben sie eine immense geistige Tiefe. Vordergründig und hintergründig vereinen sich zu etwas, was mir Gänsehaut verursacht hat: Tiefgründigkeit.
Leider hab ich kein Textbuch, aber einige wunderschöne Sätze hab ich mitgeschrieben.
Scrooge zum Kind:
Welchen Grund hast du zur Fröhlichkeit, wo du doch arm bist?
Kind schlagfertig zurück:
Welchen Grund hast du zur Griesgrämigkeit, wo du so reich bist?
Scrooge und Belle singen verliebt:
Es brennt nur eine Flamme hell, sind es doch zwei Kerzen.
Und als Scrooge die Frage stellt, ob denn das, was der Geist der zukünftigen Weihnacht ihm zeigt, tatsächlich so eintreffen wird, heißt es:
Auf den Spuren vor dir liegt unberührter Sand.
Jeder hinterlässt Spuren. Aber wie die zukünftig aussehen, ist noch nicht festgelegt, das kann jeder noch beeinflussen.
Dass sich Weihnachten für Ebenezer Scrooge vollkommen anders anfühlt, zeigt Holoubek am Beispiel der Stillen Nacht. DAS Lied zu Weihnachten, mit dem alle ein friedliches Hochgefühl verbinden, offenbart das Leid des vernachlässigten Kindes:
Meistens lässt Stille mich frieren
Lässt mich alle Hoffnung verlieren
Wo keiner singt und keiner lacht
In der Stille Nacht.
Musik und Choreographie
Intendant Norberto Bertassi hat die Musik zu dieser wunderbaren Geschichte komponiert. Dabei bleiben die fröhlichen Melodien in der Überzahl – obwohl es eine eher düstere Geschichte ist. Doch den Machern ist es wichtig, die Freude und den Zauber des Weihnachtsfestes weiterzugeben an den Zuschauer. Die vielen herzerwärmenden frohen Melodien reißen mit und bilden den bewusst gesetzten Gegenentwurf zu Scrooge: Viele Sänger und viele frohe Melodien stellen sich gegen das eine Ekelpaket.
Zusätzlich zu den freudigen Ensemblenummern komponierte Bertas auch ganz wunderbare Duette. Rein männliche, wenn der alte Scrooge und sein junges Ich singen. Männlich – weibliche, wenn ganz zärtlich der junge Scrooge und Belle ihre Gefühle füreinander entdecken. Aber auch weiblich-weibliche Duette. Und schon an den Kompositionen fällt auf, dass Bertassi auf sowohl talentierte als auch gut ausgebildete Sängerinnen und Sängerinnen zurückgreifen kann. Denn er führt in den Melodien die jeweiligen Stimmen oft vollkommen eigens. Es ist eben nicht so, dass sie höhere Stimme halt einfach eine Quint über der anderen singt, oh nein. Das, was der Tausendsassa Bertassi seinen jungen Musicaldarstellern geschrieben hat, ist eine echte Herausforderung, die aber jeder Darsteller tadellos meistert. Traumhaft schön anzuhören auch das Trio, dass der Vater Scrooge, der alte Scrooge und Eby Scrooge singen.
Choreographin Rita Sereinig, momentan bei I am from Austria am Raimund Theater und beim Zauberer von Oz in der Volksoper engagiert, hat vor allem die Ensemblenummern allesamt schmissig aufgearbeitet und sind frisch und kreativ. Zu Beginn stellt sich das Ensemble quasi gegen Scrooge, indem sie davon singen, wie schrecklich er ist (ein Blutsauger und: seine Kälte lässt das Herz gefrieren und das Menschliche verlieren). Hier gibt es eine Menge stampfender Schritte, die die Wut verdeutlichen.
Beim Lied Klingeling wird natürlich stilecht mit Glöckchen gebimmelt und in der Scrooge-Beerdigungsszene werden Regenschirme in bezaubernder Reihung auf- und zugeklappt.
Dramatische Momente gibt es, wenn der Vater und der junge Eby in Konflikt geraten. Der Vater steht hinter dem Sohn und zieht die Fäden. Dass ist so auch bildlich ausgearbeitet und verfehlt seine Wirkung nicht.
Umsetzung
Ein genialer Kniff ist die Bühne. Sie ist wie ein T aufgebaut und reicht damit längs ins Publikum. Das lockert auf, denn die Zuschauer sind nicht immer auf eine Stelle fixiert, sondern sie und ihre Augen „gehen mit der Geschichte mit“. Im Hintergrund der Bühne ist eine Leinwand gespannt, auf der Projektionen laufen. Als der Geist der vergangenen Weihnacht auftaucht und Scrooge in seine Vergangenheit eintauchen lässt, sieht man dort zu, Beispiel, wie eine Uhr zurückgedreht wird. Ansonsten gibt es noch einige schwarze Kisten, die phantasievoll und rasend schnell auf- und umgebaut werden zu allem, was man in der Geschichte brauchen kann. Man muss nicht zwingend ein Riesenbudget ausgeben. Einfach und wirkungsvoll hat teatro hier gezaubert.
Der Geist der vergangenen Weihnacht ist so gestaltet, wie man – oder wie sich Kinder – sich einen guten Geist vorstellen: im weißen Kleid mit einem Hauch von Mystik. Ruhig und schön, aber schon ein wenig autoritär, wissend und leitend.
Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht kommt eher laut und modern daher, mit überlangen Dreadlocks und ohne T-Shirt unter der Jacke. Auf die Brust hat er eine Uhr tätowiert, mahnend, dass die Gegenwart verrinnt und zur Vergangenheit wird. Er ist alles das, was Scrooge gegenwärtig schrecklich findet. Aber genau dieser Geist zeigt ihm, dass das, was sich so fürchterlich anfühlt für ihn in der Gegenwart, auch anders bewertet werden kann.
Der Geist der zukünftigen Weihnacht ist verhüllt, man kann ihn nicht erkennen. Natürlich, denn keiner kann seine eigene Zukunft erkennen.
Nach der Pause hat der 1. Geist nur noch einen kurzen Auftritt, bevor er verschwindet. Natürlich hätte man seinen Auftritt auch vor der Pause beenden können. Aber auch hier zeigt sich die Aufmerksamkeit den Zuschauern gegenüber: Der 1. Geist wird Ihnen nochmal ins Gedächtnis geholt, dass sie nahtlos anknüpfen können an das, was sie vor der Pause gesehen haben.
Einen großen Reiz machen die Freeze-Szenen aus. Die Geister können per Klatschen eine vergangenen, gegenwärtige oder zukünftige Szene anlaufen oder stoppen lassen. Wird sie gestoppt, bleiben die Menschen in de Szenerie wie eingefroren. Auch das beherrschen die jungen Darsteller perfekt und die Regie führt die Darsteller auch wirkungsvoll.
Ich habe da noch folgendes Bild im Kopf: der junge Ebenezer Scrooge geht zur Schule. Alle Kinder wuseln um die Lehrerin rum, die auf einer der Kisten steht und schreit, sie sollten ruhig sein. In dem Moment lässt der Geist der vergangenen Weihnacht die Szenerie eingefrieren und die Schulkinder stehen um ihre Lehrerin, die auf der Kiste und damit erhöht steht, die Hände verkrampft, die Augen geschlossen und den Mund zum Schrei geöffnet. Und Scrooge sagt: ah ja, das ist Mrs. Jellybone, meine hysterische Lehrerin. Und der Zuschauer schaut der Lehrerin (großes Kompliment an die bezaubernde Lena Mausser) ins Gesicht und sieht genau das: eine hysterische Lehrerin. Punktlandung! Solche Szenen mit augenscheinlich ausgefeilten Details tauchen immer wieder auf und genau das ist es, was mich fasziniert und mich gänzlich in die Geschichte holt.
Darsteller
Ebenezer Scrooge: Peter Faerber
Der langjährige Bühnendarsteller, der auch viel für Film und Fernsehen und als Sprecher arbeitet, übernimmt als Profi schon zum vierten Mal die Rolle des Ebenezer Scrooge. Er mimt den alten Grantler, der sich in seinem einsamen Leben eingerichtet hat und es auf grantigste Art und Weise verteidigt. Er hasst alles Lebensbejahende und Leichte und zeigt nur zu deutlich sein Unverständnis allen gegenüber, die das anders sehen. Seine Angst vor den Geistern, vor sich selbst und dem „Sich-Öffnen“ ist greifbar. Ganz geschickt schafft er es, dass man Scrooge blöd findet…, aber irgendwie auch Mitleid mit ihm hat. Lange wehrt er sich gegen den Wandel und lässt dann aber seine Mauern einstürzen. Es war mir eine große Freude, Zeuge dieses sehr sorgsam gestalteten Rollenspiels zu sein!
Ebenezer Scrooge (Kind): Lorenz Pojer
Lorenz ist zwar erst 14, aber sehr bühnenerfahren. Vom Musiktheater Linz übers Wiener Ronacher und der Volksoper reiht sich in seinem Lebenslauf eine renommierte Bühne an die andere. Diese Erfahrung merkt man ihm deutlich an. Er mimt Eby, also Ebenezer Scrooge als Kind. Dabei fällt ihm der Part zu, die Entwicklung von Scrooge in Gang zu setzen. Den Wandel vom fröhlichen und freigiebigen Lausbub, der schon mal bei den Hausaufgaben schummelt, zum vernachlässigten Kind gelingt ihm mühelos. Dabei zeigt er die ganze Bandbreite an Emotionen: das Unverständnis seinem Vater gegenüber, aber auch den Gehorsam. Er möchte es ja gut machen. Die traurige Einsamkeit konkurriert mit der Angst, alleine zu sein. Mit all diesen fein gesteuerten Emotionen lässt sich Scrooges Lebensweg in jungen Jahren genau nachverfolgen. Seine gesanglichen Leistungen sind überragend. Zu jedem Zeitpunkt authentisch schafft er es spielend leicht, den Ball weiterzureichen an:
Ebenezer Scrooge (junger Mann): Moritz Mausser
Moritz ist im letzten Schuljahr und dann wohl nach dem Zivildienst auf dem Sprung zu einer Ausbildung im Musicalbereich. Dazu drücke ich ihm alle Daumen, denn Moritz hat schon jetzt eine wirklich einnehmende Bühnenpräsenz. Er weiß, sich zu bewegen, aber auch still zu stehen. Er spielt viel mit der Mimik und den Augen; gut zu sehen in der Szene, in der Belle und Er sich verlieben und ihn die Unsicherheit und die Nervosität erst zögern lassen. Seine und Belles Stimme ergeben ein zauberhaftes Duett. Nach diesen süßen Momenten vollendet er aber Schritt für Schritt den Wandel zum habgierigen Sonderling. Dabei verfinstert er Mimik, aber auch Haltung und Stimme zusehends. Klasse!
Geist der vergangenen Weihnacht: Setareh Eskandari
Setareh studiert klassischen Gesang und das ist zweifelsfrei zu hören. Mit großer Sicherheit schwingt sie ihre Stimme in wunderbare Höhen. Ganz leicht und voll klingt sie dabei. Anmutig verkörpert sie den Geist, tritt zugleich aber wissend und bestimmt auf. Eine wunderbarer Auftritt von einer überaus talentierten jungen Frau!
Geist der gegenwärtigen Weihnacht: Benedikt Karasek
Benedikt ist so viele andere bei teatro ein wahrer Tausendsassa! Er schreibt selbst Musicals, spielt und singt und ist außerdem der Produzent des Musicalsommer Winzendorf, wo dieses Jahr die 3 Musketiere (u.a. mit Christopher Dederichs und Lisa Antoni) präsentiert wurde. Als Geist der gegenwärtigen Weihnacht unterhält er das Publikum glänzend mit wohldosierter Überdrehtheit und spaßigen Dialekteinlagen. Scrooge muss ihn schrecklich finden und wir grandios.
Timmy (Belles Enkelin): Lili Beetz
Hervorheben muss ich noch Lili Beetz. Als kranke Timmy erträgt sie ihre Leiden klaglos in der Hoffnung, dass sich schon alles richtig zusammenfügen wird. Mich hat ihre Singstimme extrem begeistert, da sie so klar und warm klingt.
Lili hat im letzten Jahr in Brunn am Gebirge bei Blutsbrüder mit so großen Stars wie Maya Hakvoort, Drew Sarich und Ann Mandrella brilliert (ich hab es gesehen, sie war umwerfend!) und wird in der Sommerproduktion 2019 von teatro die Hauptrolle der Heidi spielen. Bleibt dran, ihr lieben Leser, da wartet noch Großes auf euch!
Natürlich müsste ich alle Schauspieler und Schauspielerinnen einzeln besprechen, aber das sprengt hier sämtliche Rahmen. Ich erwähne hier auf alle Fälle noch die jüngsten Catarina Rachen Ronja Rebecca Reicht Jan Wetzel, Kimiyah Eskandari und Lola Marie Nawrata. Die 2006 und 2007 geborenen Ensemblemitglieder bewegen sich mit viel Selbstverständlichkeit und Selbstbewusstsein zwischen den großen Kollegen. Auch hier sitzt jeder Ton und jede Choreografie. Ein großer Applaus von mir für die jungen Künstler und ihre Arbeit!
Fazit
teatro hat das gehalten, was es mit beim Letzten Besuch versprochen hat:
Musicaltheater mit einer detailreichen Geschichte und eingehender Musik, dargeboten von außerordentlich talentierten Nachwuchskünstlern und Ihnen zur Seite stehenden Profis.
Faszinierend, wie es gelingt, eine so komplexe Geschichte so einfach und flüssig zu erzählen und dabei aber durch unzählige Kleinigkeiten das Ganze authentisch und höchst eindrucksvoll wirken zu lassen. Ich habe mich verzaubern lassen! Eindeutig spreche euch die Empfehlung aus: geht hin und überzeugt euch selbst, ihr werdet das nicht bereuen: von 17. Juli – 4. August wird Heidi gespielt!
Norberto Bertassi
Liebe Julia! Vielen Dank für die tolle Kritik.
Wollte dich bitten auch die Arbeit von Walter Lochmann zu würdigen, der alle Songs arrangiert hat, die mehrstimmigen Sätze geschrieben hat und das Musical mit den Musikern einstudiert hat. Vielen Dank.
Liebe Grüße Norberto