Das Leben von Elisabeth, Kaiserin von Österreich, erfuhr im Laufe der Zeit unendlich viel Würdigung. Für ihre Schönheit und ihre Eleganz, ihr Eigensinn und das Drama ihres Lebens, gepaart mit dem Glanz der Donaumonarchie, begeistern sich Tausende.
Vor 27 Jahren feierte das Musical Elisabeth Weltpremiere und hat sich zum erfolgreichsten deutschsprachigen Musical entwickelt, und das nicht allein des Verehrungskultes wegen: Es bildet breit das sagenumwobene Leben der Kaiserin in all ihrer Dramatik ab, mystifiziert ein wenig und hat darüber hinaus auch musikalisch wirklich was zu bieten.

Als Highlight bot Semmel-Concerts den Klassiker der Vereinigten Bühnen Wien jetzt als konzertante Aufführung des inmitten des Ehrenhofes von Schloss Schönbrunn! Sisi kehrt also nach Hause zurück.
Elisabeth
Ich persönlich ziehe konzertante Versionen den vollen Bühnenversionen grundsätzlich vor. Für mich ist das ein viel intensiveres, vom Bombast der Kulisse befreites pures Live-Erleben des vertonten Textes. Eine Freiluft-Veranstaltung im Hochsommer hat per se etwas bezauberndes an sich, die Kulisse Schloss Schönbrunn rührt in mir erhebende Gefühle. Das tolle Ambiente wurde von einem Großteil der Zuschauer extra gewürdigt, in dem viele mit Abendkleidern und kunstvollen Frisuren aufwarteten.
Lange Zeit wurde diese Veranstaltung als etwas Einzigartiges beschrieben. Wenige Tage vor Veranstaltungsbeginn allerdings erfährt der geneigte Musicalfan, dass es dieses Spektakel im nächsten Jahr wieder geben wird. Was für viele ein Grund zur Freude bedeutet, war für ich da schon eher ärgerlich. Natürlich bin ich gern Teil eines solchen Events. Aber aufgrund der Musicalbegeisterung und der damit verbundenen Kosten muss ich mir die Veranstaltungen gezielt aussuchen und kann nicht inflationär alles besuchen, was angeboten wird. Die Ticketpreise für „Elisabeth“ waren hoch. Ob zu hoch oder nicht, liegt immer im Auge des Btrachter und des dessen Kontostandes. Mir ist bewusst, wecher logistischer Aufwand da betrieben werden muss. Da ich mich wenig mit Eventveranstaltung auskenne, unterlasse ich hier bewusst eine Wertung. Aber: Hätte ich gewusst, dass es nächstes Jahr wieder gespielt wird, hätte ich zumindest pokern können. Das Zauberwort „Besetzung“ spielt hier eine große Rolle.

Ich möchte nicht vorab ein falsches Bild vermitteln: Es war großartig, ich habe keine Sekunde bereut. Dazu war der Abend zu perfekt, er befriedigte sehr viele Bedürfnisse: Nach Magie, nach Erhabenheit, nach großen Gefühlen, nach großer Tragik und natürlich besonderen musikalischen Genüssen!
Die Aufführung
Bühne
Die Orchestermusiker nahmen im nach hinten ansteigenden hinteren Teil der Bühne Platz, in zwei Hälften geteilt durch eine Treppe. Dort war auch ein metallener Rahmen installiert, eine Art Tor, das durch Leitern links und rechts beklettert werden konnte. Meine Sorge, dass dem Schauspiel im wahrsten Sinne des Wortes zu wenig Platz eingeräumt werden würde, wurde nicht bewahrheitet.

Ich nahm in Reihe 12 ein wenig seitlich Platz. Hier kommt dann auch schon der Nachteil einer Freiluftproduktion zum Tragen: Anders als ein einem Theater sind die Stuhlreihen aus Klappstühlen nicht ansteigend. Ich bin ein kleiner Vertreter der Sorte Mensch, und da brauchen meine „Vorsitzer“ noch nicht mal eine Giraffe in der Ahnentafel haben: Ich hatte eine ausgesprochen schlechte Sicht zur Bühne.
Die Leinwände, die rechts und links neben der Bühne angebracht wurden, waren aber groß und auch für mich gut platziert. Und es hat mich total überrascht, dass damit tatsächlich auch was angefangen wurde. Es wurde nicht einfach das Geschehen in der Totalen übertragen. Große Zooms auf die Akteure waren meistens wirklich gut gelungen, einmal fand sogar eine Überblendung der Gesichter statt. Insofern war mein Genuss nur wenig eingeschränkt.
Kostüme
Sehr aufwändig wurde mit den Kostümen gearbeitet. Gerade Elisabeth hatte so viele verschiedene Kleider an. Auch verschiedene Frisuren wurden gestaltet. Mich hat das begeistert. Bei konzertanter Form kann alles und nichts darunter verstanden werden. Schön, dass man sich hier so viel Mühe gab. Die schwarzen Schleier des Ensembles zu Beginn und Ende waren einfach und doch so wirkungsvoll.
Besonders aufmerksam fand ich, dass man die Solisten altern ließ: Erzherzogin Sophie ergraute sichtlich, die Barttracht des Kaisers änderte sich von der Jugend zum Alter ebenfalls. Eine sehr schöne Detailarbeit!
Choreografie
Je kleiner der Platz, desto ausgefeilter muss die Choreografie sein. Die Auf- und Abgänge fanden seitlich der Bühne, aber auch durch die Mitteltreppe statt. Die Auftritte des exzellenten Ensembles in den Chorszenen waren sehr fein choreografiert. Ich hatte nicht erwartet, dass tatsächlich Milchkannen kurz vor Ende des ersten Aktes geschwungen werden.

Die Chorographie ließ auf alle Fälle nicht zu wünschen übrig. Der Platz wurde sinnvoll genutzt. Sehr schöner Einfall der Regie (Gil Mehmert), das Kaiserpaar zu Beginn des zweiten Aktes per vierspänniger Kutsche zur Bühne zu fahren. Mir hat das gut gefallen, wurde doch so die Außergewöhnlichkeit des Ortes nicht einfach nur zum Selbstzweck, sondern auch für die Inszenierung genutzt.
Schade in diesem Zusammenhang, dass ein erschreckend großer Teil des Publikums da noch nicht auf den Plätzen waren. Das hat Unruhe mit sich gebracht und der Kutsche samt Kaiserpaar ein wenig die Show gestohlen.
Orchester
Auf das Orchester der VBW ist Verlass: Gewohnt brillant und prägnant bieten sie Elisabeths Geschichte musikalisch dar, souverän dirigiert von Michael Römer, bis dann noch als Highlight bei „Ich gehör nur mir“ sogar Komponist Sylvester Levay selbst den Taktstock in die Hand nahm.

Ich habe im Nachhinein keine Überblick über die Anzahl der Musiker. Sicher war die in Ordnung, keine Frage. Nirgends anders bekommt man eine solche Fülle an Musikern beim Musical. Allerdings hätten es auch für so ein Spektakel ruhig noch ein paar mehr sein können! Bitte nicht als Kritik verstehen, sondern als Anregung: Lasst doch mal wirklich alle gleichzeitig spielen!
Ton
Schaut man auf die Elisabeth-Seite der VBW, wird dort neben dem Ensemble das Leading Team aufgeführt. Da sind zu Beispiel die Verantwortlichen für Kostüm und Lichtdesign aufgeführt. Mir stellte sich da die Frage, warum der Verantwortliche für den Ton nicht aufgeführt wurde. Ich hoffe doch nicht, dass dieser einfach insgesamt nachrangig behandelt wird/ wurde. Die Tonqualität bleibt gleichzeitig nämlich das einzige, was nicht meinen Erwartungen entsprach.
Die CD zum Konzert
Die hervorragende CD zum Konzert „Elisabeth“ gibt’s bei Sound of Music* oder Amazon*.
Gut, man muss zugeben, dass die Tonabmischung bei Freiluftveranstaltungen viel schwieriger ist als in einem geschlossenen Haus. Außer der Größe kämpft man mit natürlichen Widrigkeiten wie zum Beispiel dem Wind.
Über weite Strecken war die Abmischung ganz brauchbar, an wenigen Stellen gut. Aber es gab – gerade zu Beginn – zu viel unklare Mischung. Das Orchester war mitunter zu laut oder die Solisten zu leise. Besonders bemerkbar bei Lucheni – David Jakobs – dem ich viel mehr Lautstärke gewünscht hätte, denn er hat diesen Charakter perfekt getroffen. Ärgerlich, wenn dann der Text untergeht oder der Darsteller so gegen das Orchester ankämpfen muss.
Fairerweise muss man sagen, dass Tonqualität und Lautstärke gegen Ende zunahmen. Dennoch war das ein Manko, wen auch das einzige an diesem Abend. Ich kann das abschließend schlecht werten. Dieser Abend war fantastisch. Und es kommt auf den einzelnen an, welche Wertung er der Qualität des Tones zumisst. Nachdem es im Laufe des Abends besser wurde, war es für mich zumindest hinnehmbar. Allerdings denke ich auch, dass viele Menschen für diese Veranstaltung extrem viel Geld ausgegeben haben. Und dafür erwarte ich gerne nicht nur außergewöhnliche Darsteller und Musiker, sondern dass diese und deren Leistung auch durch entsprechende Sorgfalt bei der Tontechnik gewürdigt werden. Trotz der Kritik von meiner Seite fände ich es trotzdem schön, wenn der oder die Verantwortliche für eben dieses Gewerk beim Leading Team genannt würde!
Innerhalb des fulminanten Gesamtpakets war es aber zu verschmerzen. Die Leistung der Darsteller gerade im schauspielerischen Bereich haben so ziemlich alles aufgefangen.
Darsteller
Elisabeth – Pia Douwes
Ich bin mal ehrlich: Als ich gelesen habe, dass Pia Douwes Elisabeth sein wird, war ich mega enttäuscht. Für mich hat die Idee, die Urbesetzung spielen zu lassen, keinen Reiz. Ich bin da zu wenig nostalgisch, weil ich weniger Bezug zu Elisabeth habe als zu anderen Musicals. Für Fans und gerade die Zuschauer, die die Urfassung gesehen haben, mit Sicherheit aber ein Highlight. Mir erschien Pia Douwes für die Rolle schlicht zu alt.

Das Konzert „Les Miserables“ zum 25-jährigen Jubiläum der Show in London bleibt in dieser Hinsicht mein Vorbild: Dort hat man mit Alfie Boe einen so starken „neuen“ Jean Valjean installiert, dass da ein ganz eigener magischer Bühnenmoment kreiert wurde, der den Hype um das Stück neu zum Flammen gebracht hat . Ich fand das mutig, und dieser Mut wurde über alle Maßen belohnt.
Ich hätte mir das für Elisabeth ähnlich gewünscht.
Erwartungen an Pia Douwes als Elisabeth hatte ich also eine und wenn, dann eher negative. Damit bin ich sehr gut gefahren, denn: Ich war sehr sehr positiv überrascht.
Ein wenig Gemecker war zu hören nach der ersten Show, dass sie nicht mehr so klar ist in den Höhen und man ihr die Anstrengung in der Stimme auch anhört. Das mag vielleicht so sein, ich persönlich habe das nicht so empfunden. Pia Douwes war an diesem Abend Elisabeth. Alles, was möglicherweise stimmlich zu kritisieren wäre, wurde für mich persönlich durch eine ganz herausragende schauspielerische Leistung wett gemacht.
Hätte es mir jemand erzählt, ich hätte es nicht geglaubt: Pia war vor allem als junge Elisabeth einfach zauberhaft. Sie hat sich ganz fallen lassen in das wagemutige, lebenslustige Kind. Ihre ganze Körpersprache hat sie entsprechend angepasst. Kindliche Naivität und Sehnsucht, Unbeschwertheit, Ausgelassenheit: Das sah alles leicht aus. Es macht das Drama perfekt, wenn man das vergleicht mit dem, wie sie Sisi am Lebensende spielt: Mit verkniffenem Gesicht, ohne irgendeine Lust am Leben, Schwermut.
Begeistert war ich auch deshalb, weil die Leinwände da ja mitunter durch die Großaufnahmen sehr erbarmungslos sind: Du siehst jede Regung im Gesicht.
Ihr selbstbewusster Umgang mit dem Tod, wenn sie ihn abweist, ihre verzweifelte Stärke ihrem Mann gegenüber, wenn sie ihm ihr Ultimatum stellt. Der Schmerz um ihre Kinder. Das war alles so intensiv und authentisch dargestellt. Da wurden die Augen bei mir, die ich wenig Bezug zu diesem Musical habe, mehr als einmal feucht.
Man hat Pia Douwes hier eine Möglichkeit geboten, sich würdig von ihrer Rolle zu verabschieden. Sie hat sie zu nutzen gewusst. Mehr als beeindruckend und Beweis für ihr herausragendes Talent!
Der Tod – Mark Seibert
Die treuen Leser meines Blogs wissen, dass ich kein Mark Seibert-Fan bin. Muss ich ja auch nicht. Ich bin aber dennoch bemüht, nicht reflexartig dagegen zu schreiben, sondern vorurteilsfrei zu zuhören und zu sehen. Das ist nicht immer einfach, am Freitag jedoch war es schnell klar:
Der Tod steht Mark Seibert gut.

Sehr gut.
Ausgezeichnet.
Weil er als Gewinner von vornherein feststeht, tritt er arrogant auf. Ihm gehören am Ende alle. Und doch zeigt er bei aller Coolness das, was ihn so faszinierend macht: Er will Elisabeth und er will sie mehr als die anderen. So tritt er verführerisch auf, setzt sich gewinnbringend in Szene, und greift dann doch immer auf seine Selbstsicherheit zurück. Es ist ein Werben und Abgewiesen werden: Halb zog er sie, halb sank sie hin. Das Spiel um Verführung und Macht, wie man es zu allen Zeiten kannte, wird hier dadurch dramatisiert, dass hier die Entscheidung endgültig ist.
Die Idee, dass auch der Tod von Liebe geleitet werden kann, und so Leben und Tod durch ein Band verbunden werden, lässt Elisabeths Irrweg, die Sehnsucht nach dem „Ich“ im Leben und der Freiheit im Musical stringent erscheinen.
Kalt, berechnend, emotionslos: Mit diesen Attributen verbindet man den Tod. Diese Eigenschaften verkörpert auch Seibert. Aber nur so weit, dass er nicht angsteinflößend wirkt. Die Verführung, die Kompromisslosigkeit lassen ihn attraktiver erscheinen als er ist und die Waage zu halten, das gelingt Mark Seibert perfekt. Die ganz leisen Stellen wechseln sich ab mit lauten selbstbewussten Verlangen. Schwer kann sich Sisi und der Zuschauer der Faszination entziehen, die dieser attraktive Tod entfaltet.
Perfekt ausgefüllt!

Kaiser Franz Josef – Viktor Gernot
Auch Victor Gernot gehörte wie Pia Douwes zur Cast der Uraufführung und hat dementsprechend nicht mehr das Aussehen des jungen Kaisers. Wie Pia Douwes aber lässt er das den Zuschauer innerhalb von Sekunden vergessen. So viel Gefühl hab ich noch bei wenigen Darstellern gesehen.
Sie wissen gar nicht, wie sehr ich diese Frau geliebt habe – diesen Satz soll Franz-Josef nach der Ermordung Elisabeths gerufen haben.
Wenn man annähernd ein Gefühl dafür bekommen will, dann schaue man sich an, welche Liebe und Wärme Viktor Gernot als Franz-Josef fließen lässt. Die Verehrung für seine Frau wird in jeder einzelnen Sekunde deutlich, herzerwärmend kostet er seine Hingabe aus.

Die Blicke, die er ihr zuwirft werden zu magischen Momente auf der Großbildleinwand. Sie machen Franz-Josef vom langweiligen, disziplinierten Pflichterfüller zu einem lebenden, liebenden Menschen. Er bringt mit wenigen Blicken sein ganz eigenes Drama auf die Bühne: Der Zwiespalt zwischen dem Privatmann und dem Herrscher über ein Reich wenn ich könnte, wie ich wollte.
Seine Emotionalität in diesen Szenen macht verständlich, warum seine Frau die einzige war, für die er eben nicht kalt und stark war, für die er wirklich viel auf sich genommen hat.
Seine sehnsuchtsvolle Blicke, wenn er singt: wenn du nur bei mir bist gehen tief zu Herzen und sein ich gehör nur dir ist ein so ehrliches, tiefes Bekenntnis voller Vertrauen und Hingabe. Mich hat diese Darstellung tief berührt. Gerade die sehnsuchtsvollen Momente gelingen ihm auch stimmlich fabelhaft. Für mich persönlich war das die beste Leistung des Abends.
Luigi Lucheni – David Jakobs
Oh Mann, war das gut. David Jakobs passt perfekt auf die Rolle des Lucheni und überzeugte bei seinem Wien-Debüt auf ganzer Linie. Er verkörpert den Italiener so, wie er wohl gedacht ist: ein wenig klischeebeladen lässig-italienisch, manchmal alles nicht so ernst nehmend. Andererseits extrem in seiner Leidenschaft, wenn er seine Ansichten vertritt, laut und unangenehm: Seine anarchistische Ader ist schon ein wenig irre dargestellt. Da reißt er die Augen auf, da gestikuliert er wild. Auch David Jakobs agiert viel über seinen Körpersprache und macht den Lucheni präsent und selbstzufrieden.
Gewaltig in der Stimme wurde er meines Erachtens von der Tontechnik ein wenig geringschätzig behandelt.

Auch wenn er optisch gar nicht so sehr auf Südeuropäer gemacht war, so hat er doch die Attitüde super getroffen. Mir hat das sehr viel Spaß gemacht, ihm zuzuschauen.
Bravo, bitte mehr davon!
Erzherzogin Sophie – Daniela Ziegler
Ebenfalls ein Gewinn! So fein nuanciert stellt sie die Mutter des Kaisers dar, die für ihren Sohn auf den Thron verzichtet hat. An vielen Stellen merkt man ihr an, dass sie Franz-Josef durch ihre Strenge schützen will. Da blitzt ehrliche Fürsorge auf, ihre herrische Art ist auch Mittel zum Zweck. Die Frau ist nicht von grundauf böse, sondern pflichtbewusst und dabei aber ihrem Sohn zugetan. Ihre klaren Regeln bedeuten Verlässlichkeit. Elisabeth ist mit ihrer Art der ein gefährlicher Unsicherheitsfaktor. Etwas, was die klare Linie zum Wanken bringen kann.

Für mich ist das immer ein Genuss, wenn mir allein die Interpretation der Darstellerin sofort einen unmittelbaren Zugang zur Figur gewährt. Ich hatte sofort das Gefühl, dass ich diese Frau verstehen kann. Dass ihr eigenes Schicksal hinter ihrem Handeln steckt.
Die Stimme von Daniela Ziegler passte hervorragend. Viel Unverständnis, viel Ärger legt sie hinein, und muss doch immer eine gewisse Contenance wahren. Beeindruckend gesungen, intensiv gespielt.
Kronprinz Rudolf – Lukas Perman
Lukas Perman trägt in seinen wenigen Bühnenauftritten das Gemüt des gebrochenen, gequälten Thronfolgers im Gesicht: Die Sehnsucht nach der Mutter, die ihm vom Charakter so ähnlich ist, die eine Verbündete sein könnte! Seine Anstrengung, sich ihre Gunst zu sichern! Diese vergebliche Mühe stellt er beklemmend dar. Viel weniger selbstbewusst sind seine Begegnungen mit dem Tod. Die Schatten werden länger gleicht einem langen Kampf, die innere Zerrissenheit, der Konflikt äußerst sich körperlich bei der Begegnung mit dem Tod. Es kostet ihn enorm viel Kraft.

Gesanglich waren Die Schatten an diesem Abend für mich das beste Stück des Abends. Die Stimmen der beiden Freunde Perman und Seibert harmonierten derart perfekt. Auch waren sie so aufeinander abgestimmt, dass ich in einem Aha-Erlebnis an diesem Abend ganz deutlich die jeweilige Stimmfarbe des einzelnen wahrnehmen konnte.
Ein stimmlich wie schauspielerisch grandioser Rudolf!
Ensemble
Viele tolle Namen tauchen in der Liste des Ensembles auf. Mir aufgefallen wegen ihrer klaren Stimme und stellvertretend für das Ensemble zu nennen beispielsweise Eva-Maria Bender, die unter anderem die Kammerfrau Elisabeths verkörperte.

Hohe Qualität bietet das Ensemble als Chor: stimmlich mächtig klingen die Damen und Herren, mitreißend zeigen sie aber auch schön ausgeführte Choreografien. Es war ein Genuss.
Die Solisten taten sich allesamt durch ihre Performance hervor. Richtig herausragend wurde der Abend durch die hohe Qualität, die alle Beteiligten an den Tag legten und dadurch die Geschichte durchgängig zu einem grandiosen Erlebnis machten. Danke!
Fazit
Das Gesamtkonzept der konzertanten Aufführung Elisabeth vor Schloss Schönbrunn stimmte einfach:
Ein Erfolgsmusical, aufgeführt an einem erhabenen, historischen Ort, darüberhinaus ein Freiluft-Event bei tollem Wetter. Das macht das sowieso schon erhabene Musical zu einem magischen Erlebnis. Die Cast wurde nostalgiegerecht ausgesucht: So erfuhren zum Beispiel Pia Douwes und Viktor Gernot eine gerechte Würdigung als diejenigen, die ihre Rollen als Elisabeth und Franz Josef kreiert haben. Andere, Daniela Ziegler, Mark Seibert und Lukas Perman zum Beispiel, spielten ihre Rollen schon 2012, während als absoluter Elisabeth-Neuling David Jakobs ein fulminantes Debüt in Wien gab. Die Cast-Auswahl war also ein schöner Kompromiss, der auch tatsächlich aufging: das Gesamtkunstwerk Elisabeth wurde so ausgiebig durch alle Epochen gefeiert.
Obwohl die Tonabmischung nicht optimal war, war der Abend insgesamt eine wahre Freude. Viel Mühe seitens der Veranstalter wurde durch ein jubelndes Publikum belohnt!
Liebe Veranstalter: Das Musical Rudolf übrigens würde sich in konzertanter Form ebenfalls ausnehmend gut in dieses Ambiente einfügen! Hier wäre ich und ein Großteil der Fans dieses Werkes mit der Urbesetzung auch mehr als glücklich!
Alle Fotos: Dr. Joachim Schlosser Fotografie. Fotos dürfen gerne geteilt werden, Credits bitte erhalten.
ich unterschreibe alles an diesem artikel – außer dass ich eine jener war, die ihr glück kaum fassen konnte, pia einmal wirklich als elisabeth zu sehen. „meine“ elisabeth, die mich auf meiner damals überspielten minidisc so viele jahre begleitet hat. viktor gernot hat seit freitag einen fan mehr – die gefühle, die er vermittelt hat, waren wirklich ganz unglaublich. daniela ziegler war meine liebste sophie, sie hat mich 2012 schon total begeistert. mark seibert und lukas permann sind nicht meine erste wahl, ich mag diese über-selbstbewusste darstellung des tods nicht so, grade „der letzte tanz“ ist mir einfach „zuviel mark“ – aber lukas permann hat mich dafür auch positiv überrascht. alles in allem war ich so mitgerissen und bin bis jetzt noch so begeistert davon. schön, alles das zu lesen, was ich selbst empfunden hab.