Im Dezember habe ich in der Wiener Volksoper mit Wonderful Town ein Musical aus der Feder von Leonard Bernstein gesehen. Das war brillant umgesetzt in allen Gewerken, aber es hat mich über weite Strecken ziemlich gelangweilt. Umso neugieriger war ich auf die Produktion On The Town vom Gärtnerplatztheater in München. Das Frühwerk von Bernstein basiert auf einem von ihm komponierten Ballett, als Schauplatz und Grundlage diverser Träume dient wieder New York.
Handlung
Da ich davon ausgehe, dass On the Town eher zu den unbekannteren Musicals gehört, werde ich im Inhalt ein wenig ausführlicher und verweise dabei auch hin und wieder auf die dazugehörigen Lieder.
I Feel Like I’m Not Out Of Bed Yet eröffnet die Szenerie. Man sieht Hafenarbeiter am Kai. Um kurz vor sechs am Morgen singen die Arbeiter darüber, dass sie gerne weiter neben ihren Frauen geschlafen hätten.
Um Punkt sechs dann verlassen Matrosen, die genau 24 Stunden Landgang haben, ein Schiff. 24 Stunden Landgang in New York City! Das beflügelt! Von Vorfreude aufgerüttelt besingen die Matrosen die Vorzüge von New York, New York. Denn: „It‘s a hell of a town“.
Drei Freunde, Gabey, Chip und Ozzie verständigen sich darauf, dass es viel zu sehen und zu tun gibt: „Sights! Lights! Nights!“ Die drei tauchen bildlich ein in die große Stadt. In der U-Bahn wird Gabey magisch angezogen von einem Plakat, das die amtierende Miss U-Bahn des Monats, Ivy Smith, zeigt. Nur mit Kenntnis ihres Namens und ihren Berufs -sie studiert Kunst und Gesang- machen sich alle drei voller Überschwang getrennt voneinander auf, dieses Mädchen für Gabey aufzutreiben. Gabey glaubt gar nicht so recht an einen Erfolg der Aktion, aber die Freunde sind voller Tatendrang, ihm das Mädchen für ein Date zu besorgen: Gabey’s Comin‘ Song
Chip wird zunächst von einer Taxifahrerin namens Hildy Esterhazy aufgegabelt. Sie wurde gefeuert und möchte ihre letzte Fahrt zu einer besonderen machen. Und hat dafür Chip im Auge: Während er mehrere Anliegen äußert – Ivy finden und außerdem eine Menge Sehenswürdigkeiten sehen- hat Hildy nur ein Ziel: Chip abzuschleppen. Er steigt schließlich ein und während einer wilden Taxifahrt redet ihm Hildy den Besuch sämtlicher prägnanter Touristenattraktionen aus. Sie hat nur einen Wunsch: Come Up To My Place. Hildy offenbart sowohl beim Taxifahren als auch bei Annäherungsversuchen eine sehr unkonventionelle direkte Art und ein überschäumendes Temperament.
Matrose Ozzie verwechselt derweil das Museum of Modern Art mit dem Museum of Natural History. Dort trifft er auf Claire. Die Anthropologin recherchiert gerade für ein Buch mit dem Titel: „Der moderne Mann: Was? Warum? Wozu?“
Sie sieht in Ozzie einen fabelhaften Vertreter eines ausgestorbenen Spezies und die gar nicht so „eiskalte Wissenschaftlerin“ kommt ihm zu Forschungszwecken näher. Beide entdecken eine geistige Verwandtschaft und lassen sich mitreißen –Carried away– von ihren Gefühlen, sehr zum Leidwesen eines Dinosaurierskeletts, dass während einem stürmischen Ausbruch ihrer Leidenschaft zusammenbricht.
Auf dem Weg zur Carnegie Hall, wo Ivy studiert, sinniert Gabey darüber, wie einsam man in einer so großen Stadt sein kann:
A town is a Lonely town
when you pass through
and there is no one waiting for you.
Doch Gabey hat Glück und trifft dort tatsächlich auf Ivy, die Gesang bei Madame Dilly studiert.
Do-do-re-do, Do-re-mi-do übt sie in allen erdenklichen Posen.
Nach einer hinreißenden Vorstellung vom nervösen Gabey verabreden sich die beiden für abends auf dem Time Square.
Nachdem Gabey glücklich die Carnegie Hall verlassen hat, redet Madame Dilly aber anschließend Ivy das Date wieder aus. Sie müsse Geld verdienen, um ihre Ausbildungsschulden bei ihr zu bezahlen.
Chip und Hildy sind unterdessen in deren Wohnung angelangt, und Hildy preist ihre Vorzüge auf sehr eindringliche/ aufdringliche Art und Weise. Sie kann ziemlich viel und vor allem I Can Cook Too.
Am Times Square macht sich in Gabey stilles Glück breit, weil er gefunden hat, was er gesucht hat. Für ihn ist an diesem Ort zu diesem Zeitpunkt die Welt in Ordnung, er möchte mit niemanden tauschen: Lucky to be me.
Doch Madame Dilly taucht auf und erklärt ihm, Ivy würde nicht kommen, da sie auf eine Party gegangen ist. Chip und Ozzy stoßen dazu und wollen Gabey aufmuntern und helfen. Zunächst bringen Sie ihre Dates als Ivy verkleidet her, dann verständigt man sich darauf, durch diverse Bars zu ziehen.
Dort gleichen sich die Szenen: es wird getrunken, gefeiert und gesungen (I Wish I Was Dead, Ya Got Me). Kurz, bevor jeweils alle weiterziehen, taucht Claires verständiger Verlobter, Richter Pitkin W. Bridgework, auf und wird überredet, die gesamte Rechnung zu übernehmen.
Schließlich stranden sie auf Coney Island und treffen doch noch auf Ivy. In ihrem Nebenjob ist sie dort nämlich als Bauchtänzerin engagiert. Im wilden Trubel, der das Zusammentreffen auslöst, stehen die drei Freunde kurz davor, verhaftet zu werden. Aber Richter Bridgework (I understand) haut sie nach anfänglichem Zögern doch noch raus.
Kurz nur dauert das Zusammentreffen, schließlich müssen die drei Matrosen um sechs Uhr morgens wieder auf dem Schiff sein, das sie wieder Richtung Krieg bringt.
Alle sehen der Wahrheit ins Gesicht: die 24 Stunde sind um, und es war viel zu wenig Zeit. Die Hoffnung bleibt, sich irgendwann (Some Other Time) wiederzusehen.
Aber im ständigen Wechsel spuckt das Schiff an diesem Morgen wieder drei neue Matrosen aus, die sich 24 Stunden lang ins Getümmel von New York stürzen werden.
Hörgenuss
Musik von Leonard Bernstein
Bernsteins Musik ist einladend, spritzig, frisch und gut gelaunt. Schon die Ouvertüre beginnt temperamentvoll: Klingend und flirrend treibt der Swing überschäumend vorwärts. Dann wieder fließt die Melodie ruhiger und es klingt, als zöge der ruhigere Morgen herauf. Ein anbrechender Morgen, der leuchtet, strahlt und einen wundervollen Tag verheißt.
Schließlich nimmt die Ouvertüre wieder langsam Fahrt auf. Überdeutlich ist die Arbeit mit der Dynamik: laut und leise bildet die Stadt New York und ihre Einwohner ab.
Das Eingangslied heißt New York, New York und ist ein mitreißende Hommage an die Stadt, die niemals schläft.
Einziges Manko: Die Mikros der drei Matrosen waren anfangs nicht passend abgestimmt. Viel zu leise waren sie eingestellt gegenüber dem großen Orchester. Darunter litt das Textverständnis, aber auch die Prägnanz der Stimmen. Es ging leider einiges vom Schwung dieses eigentlich bestechenden Auftaktes verloren. Allerdings war die Eröffnungsszene die einzige, in der die schlechte Lautstärken-Regelung so krass aufgefallen ist. Im Verlauf wurde es besser.
Über weite Strecken beschwingt die Musik und macht einfach Spaß. Bernstein punktet aber auch mit den ruhigeren Melodien. Darunter fallen Lonely Town und Lucky To Be Me. In der Reflexion entwaffnend ehrlich wirkt Carried Away von Ozzie und Claire mit ganz viel Verve.
Die Musik unterhält in allen Facetten. Dezent zurückhaltend bietet sie einerseits dem Geschehen auf der Bühne Platz und stützt einfach, ohne dass sie sich aufdrängt. In den Tanzszenen wiederum dominiert sie. Sinfonisch angelegt wird sie da zusammen mit den Tänzern selbst zur Handlung, was mitunter auch bis ins düstere kippen kann.
Die Songs wurden im englischen Original gesungen, während die Dialoge auf deutsch waren. Ich verstehe, dass man gerade am Gärtnerplatztheater den Spagat versucht, „echtes“ Brodwayfeeling zu kreieren und gleichzeitig für das Publikum gesetzteren Alters verständlich zu bleiben. Aber es bremst irgendwie. Die deutsche und die englische Sprache arbeiten einfach anders. Ich kenne die deutsche Übersetzung der Lieder nicht und kann mir daher kein abschließendes Urteil erlauben, ob die rein deutsche Version die bessere Lösung gewesen wäre. Dieser vermeintliche Königsweg war nicht prinzipiell schlecht, klang aber schon ein wenig befremdlich.
Orchester des Gärtnerplatztheaters
Wirklich auffallend gekonnt akzentuiert das Orchester. Brillant arbeitet es dynamisch mit laut und leise und unterscheidet damit eine ganze Bandbreite an Szenerien.
Ich mochte die sehr ausgewogene Instrumentierung. Die war dem Musikstil entsprechend eher blechlastig, aber doch mit deutlich zu vernehmenden Streichern. Mir hat das persönlich sehr gut gefallen. Ich mag es nicht, wenn man nur die Bläser hört.
Wieder einmal eine geniale Leistung des Orchesters, das man zu Recht immer wieder laut und deutlich loben muss!
Sehgenuss
Bühnenbild
Von ganz konventionell bis modern reichen die Hilfsmittel für die Bühne:
Projektionen auf der riesigen Leinwand machen Szenerien greifbarer:
Zu Beginn zeigen Bilder des Krieges die Zeit an, in der die Geschichte verankert ist: Ende des 2. Weltkrieges. Mit Militärflugzeuge und Schiffen der Marine fallen diese Hinweise aber dezent aus.
Eine wunderbare Projektion und hervorragende Arbeit des Visual-Effects-Team zeigt die Taxifahrt von Hildy und Chip durch New York. Im konventionell gebauten Auto sitzend, bildet ein Video die temperamentvolle Fahrt durch New York ab.
Darüber hinaus ragen Wolkenkratzer hintereinander auf und zeigen das typische New Yorker Stadtbild. Weil diese Kulissenteile versetzt hintereinander platziert sind und sich das Ensemble sich davor und dahinter und bewegt, zeigt sich New York als Labyrinth, dass die Matrosen aufnimmt, in dem sie sich verfangen und das sie nach 24 Stunden wieder ausspuckt.
Ein weiterer Schauplatz, der mehrmals auftaucht, ist die U-Bahn. Wenn die vor sich hinrumpelt, wackeln die von oben herabhängenden Haltegriffe, in regelmäßigen Abständen taucht ein Lichtkegel vor den Fenstern auf. In diesem liebevollen Setting agiert das Ensemble treffend im Timing. Wie sie alle versuchen, sich auf den Füßen zu halten, wenn die U-Bahn bremst, ist von allen Beteiligten exzellent umgesetzt. Mustergültig, wenn ein so detailreiches Bühnenbild vom Ensemble auch so ansprechend genutzt wird!
Choreographie
Wenn ich einen kleinen Abstrich machen muss, dann bei der Choreographie.
Ich bin ein eher informierter Musical-Besucher, ich habe vorher die Stückeinführung gesehen. Diese bieten immer einen spannenden, kurzweiligen Einblick, weshalb ich sie wirklich empfehlen kann.
Regisseur und Staatsintendant Köpplinger sowie Choreograph Adam Cooper kommen darin zu Wort und sprechen über eben die Besonderheit vieler Bernstein-Stücke, den Tanz. Das öffnet einen schon für die Thematik, denn derart klassisch vertanzte Szenen im Musical sind schon gewöhnungsbedürftig. Auch das -wie immer brillante- Programmheft ist da hilfreich: Man erfährt, dass On The Town ein Ballett zugrunde liegt.
Doch selbst, nachdem ich mich schon vom Kopf her darauf eingelassen hatte, fand ich dennoch die Choreographie über weite Strecken nicht angemessen spritzig. Zur Intensität der Stadt New York und der überschäumenden Neugier der Matrosen haben sie nicht optimal gepasst. Davon ausgenommen bleiben die beiden Pax des Deux (Lonely Town: Veronica Segovia & Javier Ubell; Imaginery Coney Island: Rita Barao Soares & Özkan Ayik). Das zweite ist eingebettet in einen Alptraum Gabeys vom Krieg im zweiten Akt. Da wurde realistisch-bildhaft dargestellt, was die Matrosen möglicherweise nach Ablauf der 24 Stunden erwartet. Die komischen Nummern von Chip waren schmissig, abseits davon fand ich die Choreographien eher behäbig. Wonderful Town in Wien hatte da um Längen mehr Drive. Es fehlten mir ein paar eindrucksvollere Akzente.
Der Tanz bringt auch mit sich, dass sich manche Szenen sehr in die Länge ziehen. Gabey singt beispielsweise wunderschön über die Lonely Town. Das wird auch schön vertanzt, auch sinnbildlich: Während Gabey über sein Gefühl der Einsamkeit singt, bildet das Ensemble ausschließlich tanzenden Pärchen, die die Sehnsucht des Matrosen richtig greifbar machen. Aber dadurch hat diese Szene eine wirklich große zeitliche Ausdehnung. Insgesamt ist dadurch vor allem der erste Akt einfach zu lang.
Nicht nur das Ensemble, auch die drei Matrosen sind auch oft in Tanzszenen involviert und machen das respektabel! Nicht alle immer gleich gut, aber trotzdem machen sie dabei eine erstaunlich gute Figur. Denn tanztechnisch ist On The Town für männliche Musicaldarsteller schon eine Herausforderung.
Darsteller
Gabey: Daniel Prohaska
Wow kann ich da nur sagen. Daniel Prohaska hat mich umgehauen. So ein voller warmer Tenor! Seine immense Ausdrucksstärke hält er zu jeder Zeit bei, sogar in den ruhigen Liedern. Seine Stimme ist vollkommen ruhige und entspannt. Ehrlich klang er, authentisch, ohne viel Schnickschnack und drumherum. Er faszinierte mich bei Lonely Town, in dem er sehnsuchtsvoll klingt und melancholisch. Eben ein wenig verloren in der großen Stadt ohne diese Mädchen.
Seine Unbeholfenheit, als er Ivy nach einem Date fragt, ist herzerwärmend.
Aber genauso zeigt er sich ganz stark in Lucky To Be Me: Sein stilles Glück zu diesem Zeit an diesem Ort war greifbar, weil er selbst so präsent wirkt.
Ich bin wirklich total beeindruckt und werde ganz sicher gezielt wieder eine Produktion anschauen, in der Daniel Prohaska singt.
Chip: Boris Pfeifer
Boris Pfeifer kenne ich aus der Volksopern-Produktion Vivaldi –Die fünfte Jahreszeit als Carlo Goldoni als tollen Sänger und Schauspieler. Und da deutete sich schon an, was hier par excellentes dargeboten wurde: Pfeifer beherrscht neben dem Gesang die hohe Kunst des Slapstick. Er hat eindeutig die skurilsten und lustigsten Parts.
Boris Pfeifer war ein idealer Chip: Sehr geschmeidig in den Bewegungen und überdies einfach ein schöner Mann, bietet er glänzenden Körpereinsatz und markanter Mimik. Dabei hat er mit Sigrid Hauser auch eine geniale Partnerin und die beiden haben sich wirklich aufeinander eingespielt. Ganz großes Kino!
Ozzie: Peter Lesiak
Als Gegenstück zur kühlen Anthropologin Bettina Mönch geht er ein klein wenig unter, weil er in seiner Rolle eher als der „Normale“ installiert ist. Pfeifer hat die Slapstick-Nummern, Prohaska die großen Solo-Teile. Aber Lesiak füllt seine Rolle dennoch gekonnt und ganz undramatisch. Er hat ein grandioses Duett mit Bettina Mönch (Carried away) und harmoniert dabei stimmlich perfekt mit ihr. Tadellos.
Ivy Smith: Julia Klotz
Julia Klotz ist ein Tausendsassa, ich glaub, die kann alles. Und dann auch noch alles richtig gut. Singen, sich bewegen, gut aussehen. Ein Traum, die Frau! Hier kann die darüber hinaus zum Beispiel minutenlang Kopfstand machen und dabei auch noch singen!
Sie bewegt sich sicher zwischen schüchtern (erstes Treffen mit Gabel) und mutig (sie nimmt das Date an) und macht Ivy genau zu dem Mädchen, das junge Männer gerne kennenlernen wollen!
Hildy Esterhazy: Sigrid Hauser
Wenn man Drei Männer im Schnee gesehen hat, und dann im Programmheft liest, dass Sigrid Hauser eine Frau spielt, die auf Männerfang ist, dann kann man sich getrost zurücklehnen. Läuft.
Die kann so herrlich aufdrehen, hat aber gut ausbalanciert, dass sie einen amüsiert, ohne, dass einem ihre aufdringlichen Art auf die Nerven geht. Das Timing mit Boris Pfeifer hab ich schon angesprochen: außergewöhnlich. Alles, was Hauser anbietet, nimmt Pfeifer auf. Die passen zusammen, wie die Faust aufs Auge.
Claire de Loone: Bettina Mönch
Bestechend. Claire ist ein Charakter, der dadurch wirkt, dass er durch ihre Zweiseitigkeit skurril erscheint. Beherrscht versus enthemmt: Bettina Mönch bedient beides sehr natürlich, pflegt diesen Zwiespalt sorgsam und hält ihre Figur dadurch spannend-komisch. Wunderbar gemacht. Ein irres Schauspiel, wenn sie aus ihrer steifen Körperhaltung und der Art, wie sie spricht, ausbricht.
Ihre Stimme hat mich begeistert. Sie passt wahnsinnig gut in die Art der Musik und klingt von der Höhe bis in die Tiefe toll.
Dagmar Hellberg: Madame Dilly und diverse andere
Die Allzweckwaffe des Gärtnerplatztheaters Dagmar Hellberg schlüpft auch hier in mehrere Rollen und gefällt in jeder. Ich mag ihr Stimmvolumen. Die kann einen von der Bühne pusten! Hach, ich schau ihr einfach gerne zu.
Ensemble
Das Gärtnerplatztheater hat -ich glaub, ich hab es mehrfach erwähnt- eine unglaubliches Ensemble. Ich weiß nicht, ob es irgendwo anders eine ähnlich qualitativ hochwertige Truppe gibt. Fabelhaft. So unaufdringlich und doch so präsent und klar. Ich bin begeistert.
Fazit
On The Town von Leonard Bernstein eröffnet schwungvoll mit New York, New York, kann aber das diesen Schwung gerade in der ersten Hälfte nicht halten.
Die Story des Musicals ist wirklich unterhaltsam und bietet neben einigen musikalischen und textlichen Highlights (den Text von I Can Cook Too finde ich Hammer!) auch schnelle, witzige Dialoge im Screwball-Stil. Inhaltlich erschöpft sich das Stück aber schnell, bietet dabei aber andererseits sehr viel Raum, zum Beispiel für wiederkehrende Gags: Die beiden Sekretärinnen („Hören sie zu, hab ich gesagt, Mr. Gadolfi…“) oder die immer größer werdende Anzahl der Leute, die die Matrosen konsequent verfolgen. Auch schauspielerische Details haben viel Platz, zum Beispiel die schwangere Frau (Valerie Luksch). Das wird konsequent liebevoll gelöst.
Trotzdem wirkt es künstlich aufgebläht. Das Musical nimmt sich Zeit und Raum auch für Musik und Tanz ich sehe die Ungewöhnlichkeit, Ballettszenen in einem Musical zu haben, durchaus als Bereicherung.
Aber im Vergleich zu Wonderful Town in der Volksoper waren hier sämtliche Tanzszenen nicht schmissig genug. Dafür hat mir in Wien die Geschichte nicht so zugesagt: Hier mochte ich die Leichtfüßigkiet in der Handlung und in der Musik sowie die Slapstick-Elemente, die die Geschichte spritzig machten. Genau diese Spritzigkeit hat in den Tanzszenen gefehlt. Sie dehnten einzelne Szene viel zu stark aus.
So ist On the Town gute Unterhaltung, denn die Musiker und die Darsteller sind spitzenklasse. Mein Fazit fällt eindeutig positiv aus, obwohl das Stück eindeutige Längen hat und nicht zu meinen All-time-Favorits gehören wird.
Trotzdem bin ich dem Gärtnerplatztheater dankbar, dass ein Stück wie On The Town auf dem Spielplan steht. Ich genoss einen schönen Abend und habe meinen Horizont in einer spannenden Erfahrung um ein leichtfüßiges Stück erweitert.
Alle Fotos: Joachim Schlosser
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