Nach der beeindruckenden Ouvertüre und Judas einführendem Song Heaven On Their Minds wird im Musical Jesus Christ Superstar die Situation der Jünger, Jesus und Maria Magdalenas beleuchtet. Die drei Songs What’s The Buzz, Strange Thing Mystifying und Everything’s Alright gehören sinngemäß seit jeher auf der Bühne zusammen. Lediglich die Verfilmung aus dem Jahr 1973 unterbricht diese Situation, in dem sie nach Strange Thing, Mystifying noch das Then we are decided der beiden Hohepriester Annas und Kaiaphas einfügt. Da dieses Lied aber prinzipiell nicht in die Bühnenfassung gehört, kann das getrost vernachlässigt werden.
Die Jünger
In dem Song What’a The Buzz geht Maria Magdalena auf Jesus zu. Sie ist ihm zugetan. Ihre Gefühle Jesus gegenüber wird sich nachher noch einmal in aller epischen Breite erforschen (I don’t know how to love him). Zunächst einmal will sie ihm offensichtlich Gutes tun. Im Gegensatz zu den Jüngern, die Jesus mit Fragen bestürmen (What’s the buzz, tell me what’s happening), deren Beantwortung sie ohnehin nicht verstehen, beobachtet Maria den Gemütszustand Jesus. Die Jünger sind hauptsächlich daran interessiert, wie sich die Situation weiterentwickelt (When do we ride to Jerusalem?).
Es geht ihnen um da grobe Ganze und sie können es auch nicht für den Moment vergessen. Sie erscheinen in dieser Sache fanatisch und eher unterbelichtet. Sogar Jesus selbst sagt, dass das ihren Horizont übersteigen würde:
If you knew the pass we are riding, you’ll understand it less than I
Vor allem im Evangelium nach Markus werden die Jünger als unwissende, eher tumbe Gesellen dargestellt. Mehrmals greift Jesus sie deswegen an, egal ob als ganze Gruppe oder jeweils einzeln. Ein Beispiel dafür ist im Markus-Evangelium zu finden:
„Mk 8,16 Sie aber machten sich Gedanken, weil sie kein Brot bei sich hatten. 17 Als er das merkte, sagte er zu ihnen: Was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt? Begreift und versteht ihr immer noch nicht? Ist denn euer Herz verstockt?
18 Habt ihr denn keine Augen, um zu sehen, und keine Ohren, um zu hören?“
Mk 8,21 „Da sagte er zu ihnen: Versteht ihr immer noch nicht.“
Jesus war dabei auch in der Wortwahl oftmals ungehalten. Er hatte es mit überaus einfachen Menschen zu tun. Das ist mit Sicherheit auch so gewesen. Von den Jüngern konnten manche möglicherweise nicht mal lesen oder schreiben.
Die Tatsache, dass die Jünger ihrem Herrn geistig offenbar also nicht wirklich immer folgen konnten, verarbeitet Rice zum Beispiel auch wieder beim letzten Abendmahl, wenn die Jünger trotz des irritierenden Auftrittes Jesus nicht anderes zu singen haben, als dass sie ihre Sorgen im Wein ertrinken wollen.
Look at all my trials and tribulations
Sinking in a gentle pool of wine.
In What’s The Buzz singt Jesus gegenüber den Jüngern eine Liedzeile, die er später wiederholt:
Why are you obsessed with fighting?
Nach seiner Verhaftung, wenn die Jünger sich gegen diese Verhaftung auflehnen, benutzt er dieses Zitat wieder.
Warum wollt ausgerechnet ihr kämpfen? Gerade die Jünger, die dem Anführer geistig unterlegen sind, wären eh nicht in der Lage, irgendetwas zu ändern, auch, wenn sie sich mit aller Gewalt (fighting) dagegen stellen. Und überhaupt, wofür würdet ihr denn kämpfen?
Why are you obsessed with fighting
Times and fates you can’t defy?
Wie Webber und Rice das durch das ganze Musical auch halten, wird hier nicht etwa von einem Plan Gottes gesprochen, sondern ganz allgemein von der Unabänderlichkeit des Schicksals.
Maria Magdalena
Im Gegensatz zu den eher schlichten Jüngern interessiert sich
Maria hingegen für Jesus als Person. Sie allein sieht seine persönliche Aufopferung und Mühen. Sie erkennt, was er imstande ist, Gutes zu geben allein durch sein Dasein. Und sie möchte ihm gut tun, wie er ihr gut tut. Sie möchte ihm Liebe und Wertschätzung entgegenbringen und macht deutlich, dass ihr das mehr Wert ist als Besitz. Denn Jesus löst etwas in ihr aus. Sie sieht, dass die Mission, auf der sich Jesus bewegt, untrennbar mit seiner besonderen Person verbunden ist.
Sie erkennt seine Leidenschaft, sie erkennt, dass Jesus nicht nur textliche Versprechungen macht, sondern umfassend dahinter steht:
for the fire in your head and feet
Sie salbt ihn mit teurem Öl. Diese Begegnung wird in der Bibel von allen vier Evangelisten als Die Salbung in Bethanien erzählt, hier nach Johannes, Kapitel 12:
1 Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten. 2 Dort machten sie ihm ein Mahl, und Marta diente bei Tisch; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen. 3 Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.
Die Geschichten der Evangelisten unterscheiden sich alle ein wenig voneinander. So ist es nur Lukas, der erzählt, die Frau hätte ihm die Stirn gesalbt, während Johannes von den Füßen spricht.
Exkurs zur Salbung
Salben bedeutet, dass das Öl oder die Salbe auf den Kopf oder den Körper eines Menschen aufgetragen wird. In alter Zeit gab es ganz unterschiedliche Gründe für eine solche Salbung. Täglich konnte es Teil der Körperpflege sein, aber auch bei Besuchen wurde es als Zeichen der Gastfreundschaft benutzt. Als Heilmittel fanden Öl oder Salbe in der Krankenpflege Verwendung. Doch es gab auch heilige Anlässe für die Salbung. In besonderer Weise kann Salben nämlich ein Akt der Legitimation sein. Durch die Salbung wird herausgehobenen Menschen Kraft, Stärke, Macht und Einfluss übereignet. Zugleich kann sie auch eine Schutzdimension haben. Berichtet wird u.a. von der Salbung von Königen, von Propheten und von Priestern.[1]
Bei der Salbung also, die Maria Jesus zu Teil werden lässt, singt sie:
Sleep and I shall soothe you
Calm you, and anoint you
Myrrh for your hot forehead, oh
Then you’ll feel
Everything’s alright, yes, everything’s fine
And it’s cool and the ointment’s sweet
For the fire in your head and feet
Close your eyes, close your eyes
And relax, think of nothing tonight
Diese Aktion wird im Musical von Judas kritisch beäugt und lautstark getadelt, wie das Musical überhaupt die konkurrierende Stellung beider Personen immer wieder betont.
In der Bibel tadeln bei Markus, Matthäus und Lukas nicht näher benannte Menschen die Frau (die auch nicht in jedem der Evangelien eindeutig als Maria Magdalena zu identifizieren ist), nur Johannes beschreibt die tadelnde Person tatsächlich als Judas:
4 Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet: 5 Warum wurde dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft und das Geld den Armen gegeben?
Tim Rice erwähnt in seinem Text explizit die 300 Silberstücke:
Woman, your fine ointment, brand new and expensive
Should have been saved for the poor
Why has it been wasted? We could have raised maybe
Three hundred silver pieces or more
Hier zeigt sich die gegensätzliche Haltung der Jünger zu Maria, wie sie die Autoren installiert haben, einmal mehr: Während sich Maria gerade um Jesus als Person sorgt (for the fire in your head and feet – es geht um sein emotionales/ geistiges und um sein körperliches Wohl), schließt Judas genau das aus: Es gehe hier in keinster Weise um seine Person, sondern um die Sache, und da solle Jesus sich gefälligst zurücknehmen. Diesen Vorwurf, Jesus würde sich als Person wichtiger nehmen als seine ganze Mission, ist der Vorwurf, den Judas schon im Eingangslied und auch immer wieder macht.
You’ve begun to matter more
Than the things you say
You have set them all on fire.
They think they’ve found the new Messiah
(Heaven On Their Minds)
Judas sagt hier, die Leute würden Jesus (fälschlicherweise) für den neuen Messias halten. Und wieder hier das gegensätzliche Verständnis der beiden Konkurrenten Maria und Judas:
Maria salbt als Reaktion auf Judas Unverständnis in Heaven On Their Minds und der Unwissenheit der Jünger in Whats the buzz Jesus mit teurem Öl.
Aufgrund einer Salbung bekommt ein König übrigens den Titel מָשִׁיחַ māšîaḥ (in griechischer Transliteration Μεσσίας messias, in griechischer Übersetzung χριστός christos) „Gesalbter“.[1]
Judas spricht im mit Worten also den Messias-Status ab, während Maria ihn ihm per Handlung ebendies zu Teil werden lässt. Dies ist zumindest ein Interpretationsansatz. Natürlich könnten Rice/ Webber es auch als Zeichen der Gastfreundschaft verstanden haben, denn Jesus erwähnt in seinem Text auch explizit ein Abendessen
While you prattle through your supper
Where and when and who and how
Auch die Bibel spricht von einem Essen, zu dem Jesus da geladen war, entweder, wie vorher bereits gesagt, bei Lazarus in Bethanien. Oder, wie die anderen drei Evangelisten erzählen, bei einem gewissen Simon.
Allerdings stellen die Autoren Maria und Judas hier in so gegensätzlichen Kontext, dass mir die Interpretation der Salbung, die auf die Ehrerweisung einer besonderen Person deutet, sinniger erscheint.
Wie reagiert nun Jesus auf diese ganze Szene? Johannes erzählt:
7 Da sprach Jesus: Lass sie. Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses. 8 Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.
Was machen die Musicalmacher daraus?
She alone has tried to give me
What I need right here and now
Jesus erkennt Marias Bemühungen an verbindet das mit deutlicher Kritik an den Jüngern. Er stellt Maria heraus als diejenige, die sich um ihn bemüht und zwar um seine Person right here and now im Gegensatz zu den Fragen der Jünger, die sich auf where and when and who and how beziehen, also vollkommen losgelöst von der eigentlichen Situation, in der sich die Gruppe gerade befindet.
Zu ihrer Verteidigung geht er Judas an:
Surely you’re not saying we have the resources
To save the poor from their lot?
Jesus sagt hier eindeutig, dass überhaupt nicht seine Aufgabe ist, allen Armen der Welt zu helfen. Dazu hat er als Mensch auf Erden nicht die Kraft und die Mittel. Sehr eindrucksvoll wird das später im Musical nochmals verdeutlicht, wenn ihn die Siechen bedrängen. Angesichts deren großer Zahl muss sich Jesus erneut eingestehen, dass er das gar nicht kann.
there are too many of you
heal yourselves
Er fordert Judas auf, Marias Handeln zu verstehen.
Denn Arme habt ihr allezeit bei euch
im Musical:
There will be poor always, pathetically struggling
und dann das mich habt ihr nicht allezeit.
Dies formuliert Rice aber nicht als einfacher Satz, sondern als explizite Aufforderung an die schlichten Jünger, verbunden mit einer düsteren Aussicht:
Think while you still have me!
Move while you still see me!
You’ll be lost, and you’ll be sorry when I’m gone
Und auf diesen resignierenden Satz ist es wiederum Maria, die ihre Haltung, die sich von der der Jünger so unterscheidet, kundtut und weitermacht, sich rührend um ihn zu kümmern.
Judas
Das wiederum bringt Judas so richtig auf die Palme. Er hat sich selbst schon im ersten Lied (Heaven On Their Minds) vorgestellt als einer, der versteht:
My mind is clearer now
Und dann kommt da diese Frau und schenkt der Person Jesus ihre ganze Aufmerksamkeit. Das gefährdet in Judas Idee die Mission. Wieder die Aufforderung an Jesus, sich doch bitte zugunsten der Sache zurückzunehmen, denn alles andere wäre einfach nur seltsam:
It seems to me a strange thing, mystifying
That a man like you can waste his time on women of her kind.
Er spielt Marias Bemühungen herunter von der Ebene echter Wertschätzung auf bloße körperliche Befriedigung. Und die hätte ja laut Judas hier nun wirklich keinen Platz:
Yes, I can understand that she amuses,
But to let her kiss you, stroke your hair, is hardly in your line.
Es geht ihm gar nicht darum, dass Maria Magdalena das prinzipiell tut. Er trennt auch hier die Person von der Sache.
It’s not that I object to her profession,
Aber die profanen Dienste der Maria Magdalena, die rein körperliche Befriedigung, passe eben nicht zur Ernsthaftigkeit der Vision, die Jesus in die Welt gesetzt hat.
But she doesn’t fit in well with what you teach and say.
It doesn’t help us if you’re inconsistent.
They only need a small excuse to put us all away.
Judas sorgt sich um die Glaubhaftigkeit von Jesus und was mit der ganzen Bewegung passieren würde, würde Jesus selbst die eigene Idee unterlaufen.
Maria Magdalena wird übrigens in der Bibel niemals als Prostituierte bezeichnet. Das hat die katholische Kirche erst später gemacht. Maria Magdalena war an allen wichtigen Punkten zugegen: Sie gehörte zu Jesus Gefolge, sie zog mit ihm nach Jerusalem. Sie war anwesend bei der Kreuzigung und war laut Bibel auch die erste, die das leere Grab entdeckte. Laut Johannes 20,11 begegnete der auferstandene Jesus ihr als erstes und beauftragte sie, den Jüngern davon zu erzählen.
Nur im Lukasevangelium wird sie in Zuge der Salbung als Sünderin bezeichnet, da aber nicht mit dem Namen Maria. Aufgrund der Ähnlichkeit der Situationen in den anderen Evangelien wurde der Einfachheit halber angenommen, das sei Maria Magdalena. Erst später deutete man die Bezeichnung Sünderin um in Prostituierte.
Wirklich eindeutig ist aber lediglich, dass sie zu den wichtigsten Personen um Jesus gehörte.
Das Musical trägt dem Rechnung, in dem es Jesus Maria mit allen Mitteln verteidigen lässt gegen Kritiker:
Who are you to criticize her?
Who are you to despise her?Leave her, leave her, let her be now.
Leave her, leave her, she’s with me now.
Jesus positioniert sich eindeutig: Wer Maria angreift, greift mich an. Es gibt ja genügend Menschen, die Jesus und Maria Magdalena eine Liebesbeziehung andichten. Man kann darüber vortrefflich streiten, Sicherheit werden wir darüber nicht erlangen. Aber das ist hier meines Erachtens auch gar nicht wichtig. Maria war immer an seiner Seite, so erzählt es auch die Bibel. Rice lässt Jesus im Musical das ebenfalls betonen: she is with me now:
Ich interpretiere das gar nicht so sehr als sie gehört jetzt zu mir, also: wir sind zusammen als Paar. Sondern eher als: Sie hat sich auf meine Seite gestellt. Sie bekennt sich nicht nur wie ihr zu dieser Sache, sondern sie bekennt sich zu mir als Person. Sie geht alles mit und sie versteht. Quasi nicht ein körperliches she is with me now, sondern ein geistig-emotionales! Und das war Jesus unheimlich wichtig, denn laut Bibel, Matthäus 12,30 sagte Jesus einst:
Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich
If your slate is clean, then you can throw stones.
If your slate is not, then leave her alone.
Das ist ein berühmtes Zitat, das viele aus der Bibel kennen:
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie. Ich habe euch hier mal die komplette Stelle, aus der dieses Zitat stammt. Die Frau, die den Ehebruch begangen haben soll, ist nicht Maria Magdalena:
3 Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber bringen eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen worden war, und stellen sie in die Mitte 4 und sagen zu ihm: Lehrer, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten, solche zu steinigen. Du nun, was sagst du? 6 Dies aber sagten sie, ihn zu versuchen, damit sie etwas hätten, um ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7 Als sie aber fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. 8 Und wieder bückte er sich nieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie aber dies hörten, gingen sie, einer nach dem anderen, hinaus, angefangen von den Älteren; und er wurde allein gelassen mit der Frau, die in der Mitte stand. 10 Jesus aber richtete sich auf und sprach zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat niemand dich verurteilt? 11 Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr!
Jesus ist es egal, ob Menschen eine sündige Vergangenheit haben. Ihm ist das hier und jetzt wichtig:
think about today instead
Aber Judas missfällt es, dass ihm diese Frau wertschätzende Liebe schenkt. Ich verlinke euch hier mal ein Video-Beispiel, dass maßgeblich zu meinen Gedanken über diese drei Lieder beigetragen hat. Die Inszenierung aus Amstetten von 2005 arbeitet sehr deutlich die gegensätzliche Stellung von Judas und Maria Magdalena heraus. Judas reagiert darauf mit gesteigerter Eifersucht, da er erkennt, dass Maria sich Jesus geistig stärker nähern kann als er. Sich anders Gedanken macht als Judas. Das macht ihn eifersüchtig. In einer so noch nie gesehenen Szene steigt Judas, hier der einzigartige Drew Sarich ausnahmsweise mal nicht als Jesus, sondern als Judas, Maria Magdalena einfach absichtlich auf die Hand, nachdem er entdeckt hat, dass Maria beim schlafenden Jesus weilte. Schaut mal genau hin, die Szene schließt unmittelbar an Marias I don’t know how to love him (Zeitpunkt im Video 41:20).
Aber zurück zur Theorie: Jesus macht die Tatsache, wie die ihm eigentlich nahen Menschen, die von ihm auserwählten Zwölf, über ihn denken und nicht verstehen, rasend und er fällt zum Ende dieser drei Lieder ein wahrlich vernichtendes Urteil über seine Jünger:
I’m amazed that men like you can be so shallow, thick and slow
There is not a man among you who know or cares if I come or go.
Jesus bezeichnet selbst seine Jünger hier als oberflächlich/ einfältig (shallow), begriffsstutzig (thick) und bedächtig/ zurückgeblieben (slow). Er wirft ihnen vor, dass Jesus für sie niemand besonderer ist. Es sei ihnen völlig gleichgültig, ob ER geht oder kommt. Wieder also die Kritik, dass die Jünger sich überhaupt nicht um seine Person scheren.
Und da bleibt das Musical wieder ganz bei seiner Idee: Jesus als Mensch: he’s a man, he’s just a man.
Wäre Jesus hier als Sohn Gottes dargestellt, könnte es ihm schlichtweg egal sein. Aber er ist Mensch. Und als Mensch ist er untrennbar verbunden mit seiner Vision. Nicht Gott ist im Musical die Vision, sondern er ist diese Vision.
Allein Maria Magdalena hat das erkannt. Sie ist deshalb besonders für Jesus im Musical. Die Bibel verdeutlicht da, indem Maria Jesus immer nahe ist. Webber/ Rice legen ihr entsprechende Worte in den Mund und lassen sie als einzige handeln.
She alone has tried to give me
What I need right here and now
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